Smarte Ziele

Die Zielsetzungstheorie der beiden Arbeitspsychologen Locke und Latham (1990) beschäftigt sich mit der Frage, welche Bedingungen Menschen dabei unterstützen, Ziele zu erreichen. Sie schlagen vor, dass Ziele spezifisch formuliert sein müssen und hohe Anforderungen stellen sollen. Dadurch sollen die Erfolgsaussichten, das Ziel zu erreichen, gesteigert werden.

Es geht also darum, die eigenen Ziele so zu formulieren, dass sich daraus klare und eindeutige Verhaltensweisen und Strategien ableiten lassen. Dafür hat sich die Abkürzung SMART etabliert. Jeder Buchstabe steht für einen Aspekt eines gut formulierten Zieles: Spezifisch, Messbar, Attraktiv, Realistisch, Terminiert.

  • Spezifisch: Formulieren Sie Ihr Ziel detailliert und genau.
  • Messbar: Legen Sie Kriterien fest, mit denen Sie feststellen können, ob Sie Ihr Ziel erreicht haben.
  • Attraktiv: Beschreiben Sie Ihr Ziel positiv und so, als ob Sie es schon erreicht hätten.
  • Realistisch: Analysieren Sie kritisch, was Sie brauchen, um das Ziel zu erreichen.
  • Terminiert: Entscheiden Sie, bis wann Sie Ihr Ziel erreichen werden.

Ist das Ziel wirklich attraktiv?

Ein Punkt, der dabei oft zu kurz kommt: Ist das Ziel wirklich attraktiv? Achten Sie hier genau darauf, wie Sie Ihr Ziel formulieren. Das ist besonders wichtig bei Zielen, in denen es darum geht, eine Angewohnheit zu ändern, oder etwas zu verhindern oder zu vermeiden. Das Ziel „Ich möchte mit dem Rauchen aufhören!“ ist für jemanden, der tatsächlich Nichtraucher werden möchte, auf den ersten Blick sicherlich attraktiv. Wahrscheinlich wird aber die Tatsache, sich mühsam von einer Angewohnheit trennen zu müssen, nicht unbedingt positive Gefühle auslösen. Damit das Ziel attraktiv wird, sollte also nicht die damit verbundene Anstrengung Teil des formulierten Ziels sein, sondern das positive Gefühl, es geschafft zu haben. Sie machen es Ihrem Gehirn unnötig schwer, wenn Sie den Ist-Zustand benennen, den Sie ändern möchten („Ich möchte es schaffen, nicht mehr so viele ungesunde Zigaretten zu rauchen!“). Formulieren Sie stattdessen den positiven Ziel-Zustand, den Sie erreichen möchten, so als ob Sie ihn schon erreicht hätten („Ich bin gesund und atme frei.“). Es geht hier nicht um sprachliche Spitzfindigkeit. Die Idee ist, dass positive Emotionen Sie dabei unterstützen, Ihr Ziel in konkrete Handlungen umzusetzen. Dazu brauchen Sie ein Bild im Kopf, das den Ziel-Zustand beschreibt, und nicht den Ist-Zustand, den Sie verändern möchten.

lebens.echt | Bäume fällen

Eines der ersten Experimente, das die Zielsetzungstheorie untersucht, bestätigt: Ziele sollten spezifisch formuliert sein, und hohe Anforderungen stellen. Der Psychologe Gary P. Latham war als Berater für ein Holzunternehmen tätig. Seine Aufgabe war es, die Holzfäller zu motivieren, mehr Bäume zu fällen. Deshalb gab er den Arbeitern eine hohe, konkrete Zahl an Bäumen vor, die sie jeden Tag zu fällen hätten. Das Ergebnis ist eindeutig: Ein herausforderndes, konkret formuliertes Ziel führt zu besseren Leistungen, als ein einfaches, leicht zu erreichendes Ziel.

Spezifische und unspezifische Ziele

Vielleicht verblüfft Sie dieses Ergebnis. Die Motivation mit unspezifischen Sätzen wie „Gib dein Bestes!“ und „Du schaffst das schon!“ sind also nicht unbedingt geeignet, um andere und sich selbst zu hohen Leistungen anzuregen. Allerdings gilt die Wirksamkeit von herausfordenden und konkret formulierten Zielen nur für einfach strukturierte Aufgaben, die ein klares Ergebnis haben. Oft haben Sie es aber mit komplexeren und dynamischeren Situationen zu tun, in denen sich nicht ohne weiteres eine eindeutige und klare Strategie benennen lässt.

Immer dann, wenn es also kein bestimmtes Verhalten gibt, das mit Sicherheit zum Ziel führt, handelt es sich um ein komplexeres Ziel. Das Ziel „Ich jogge dreimal in der Woche 10 km, um mich fit zu halten!“ ist ein spezifisches Ziel, aus dem sich ein eindeutiges Verhalten ergibt. Hier steigt die Chance, das Ziel zu erreichen, je klarer und spezifischer Sie das Ziel formulieren. Das Ziel „Ich möchte eine gute Chefin sein, die ihre Mitarbeitenden fördert!“ führt zu vielen unterschiedlichen Handlungsstrategien. Dem einen Mitarbeiter muss ich vielleicht klare Grenzen aufzeigen und klare Regeln festlegen, der andere Mitarbeiter braucht vielleicht mehr Freiräume und herausfordernde Aufgaben. Bei komplexen Zielen können spezifische Formulierungen sogar hinderlich wirken, weil ein ständiges und flexibles Reagieren auf neue Anforderungen und Situationen so verhindert wird. In der Lektion Motto-Ziele werde ich Ihnen Strategien vorstellen, wie Sie mit solchen Zielen umgehen.