Ich habe Ihnen schon den Unterschied zwischen spezifischen und komplexen Zielen erklärt. Für spezifische Ziele haben Sie im ich.move Smarte Ziele eine Methode kennengelernt, die Sie dabei unterstützt, diese Ziele umzusetzen.
Komplexe Ziele beziehen sich nicht auf ein konkretes Verhalten. Hier geht es um eine Haltung oder eine Einstellung. Sie können Motto-Ziele genannt werden. Sie haben keine eindeutige Lösung, es gibt daher nicht ein bestimmtes Verhalten, dass zu einem Ziel wird. Vielmehr gibt es viele unterschiedliche Strategien und Verhaltensweisen, mit denen ich das Ziel erreichen kann. Bei Motto-Zielen geht es in der Regel auch nicht um ein bestimmtes Ergebnis, das erreicht werden solle. Oft steht das Tun und Erleben im Vordergrund.
Beispiele für Motto-Ziele:
Motto-Ziele hängen eng mit Ihren Werten zusammen. Motto-Ziele übersetzen Ihre Werte in ein konkretes Verhalten. Meistens sind mehrere Werte eines Menschen in einem Motto-Ziel kombiniert. Sie werden sich in der Kurs-Einheit Werte mit Ihren Motto-Zielen beschäftigen.
Die Construal Levels Theory beschreibt, wie die Vorstellung eines Konzeptes und dessen Abstraktion mit der psychologischen Nähe zusammenhängt. Psychologische Nähe meint dabei sowohl die zeitliche und räumliche, als auch die soziale Dimension. Ein Urlaub in den Bergen, zu dem ich morgen früh gemeinsam mit Freunden aufbrechen werde, ist mir psychologisch nahe. Ein Flug zum Mars in 50 Jahren mit mir jetzt noch unbekannten Mitfahrenden ist mir psychologisch fern. Psychologische Nähe führt dabei zu einer konkreten Vorstellung („Ich muss eine Zahnbürste einpacken.“), psychologische Ferne eher zu einer abstrakten Vorstellung („Freiheit und Unendlichkeit“).
Das lässt sich auf Ziele übertragen: Ziele können sich auf unterschiedliche konzeptuelle Ebenen beziehen. Auf einer hohen konzeptuellen Ebene geht es um die übergeordnete Bedeutung, um abstrakte Konzepte und Ideen. Hier handelt es sich um Motto-Ziele, die eine globale Bedeutung haben. Auf einer niedrigen konzeptuellen Ebene geht es um konkrete, spezifische Ziele, aus denen sich ein konkretes Verhalten ergibt. Dabei verändert sich mit der konzeptuellen Ebene eines Ziels und der damit verbundenen mentalen Repräsentation des Ziels die psychologische Distanz zu einem Ziel.
Das Verblüffende: Für Ziele auf einer konzeptuell hohen Ebene kommt mehr Selbstkontrolle ins Spiel. Während sich bei konkreten Zielen mein Verhalten aus der Situation ergibt, habe ich bei abstrakten Zielen einen höheren Gestaltungsspielraum und nehme mich selbst deshalb stärker als aktiv Handelnden wahr. Auch wenn Ziele auf dieser Ebene psychologisch fern sind, also räumlich und zeitlich noch nicht greifbar sind, habe ich das Gefühl, selbst entscheiden zu können. Auch ein psychologisch fernes Ziel kann also ein heißes Ziel sein. Probieren Sie es aus, und wagen Sie sich an ein psychologisch fernes Ziel.