Ein einfaches und gleichzeitig sehr wirkungsvolles Werkzeug, um Konflikte und Missverständnisse zu verstehen, ist das Kommunikationsquadrat. Es wurde vom Kommunikationswissenschaftler und Psychologen Friedemann Schulz von Thun entwickelt. Das Kommunikationsquadrat geht davon aus, dass jede Nachricht vier Ebenen hat. Neben der eigentlichen Sachebene, dem Inhalt einer Nachricht, gibt es noch drei weitere Ebenen. Jeder Sender sendet auf allen vier Ebenen, und jeder Empfänger empfängt auf allen vier Ebenen. Deshalb verwendet Schulz von Thun auch das Bild der vier Schnäbel und der vier Ohren, mit denen Menschen kommunizieren. Kommunikation ist dann erfolgreich, wenn sich die Kommunikationspartner auf allen vier Ebenen verstehen. Das Kommunikationsquadrat erklärt also, warum es so viele Möglichkeiten gibt, sich misszuverstehen.
Paul und Paula essen gemeinsam zu Abend – Paul hat gekocht. Paula sieht grüne Kapern in der Soße und fragt Paul: „Was ist das Grüne in der Soße?“ Paul antwortet gereizt: „Mein Gott, wenn es dir hier nicht schmeckt, kannst du ja woanders essen gehen!“
Diese Situation beschreibt Schulz von Thun als ein Beispiel für Missverständnisse auf den vier Ebenen einer Kommunikation. Die Situation lässt sich mit dem Kommunikationsquadrat analysieren. Dann ergeben sich die folgenden beiden Quadrate.
Das Kommunikationsquadrat, dass Sie bis jetzt kennengelernt haben, eignet sich, um konkrete Gesprächssituationen zu analysieren. Gleichzeitig eignet sich das Kommunikationsquadrat auch, den eigenen Kommunikationsstil kennen zu lernen. Viele Menschen haben bestimmte Vorlieben: Sie achten besonders auf eines der vier Ohren und senden bevorzugt auf einem der vier Schnäbel. Ein Mensch der besonders gut auf dem Sachohr hört, achtet vielleicht weniger stark auf die Selbstoffenbarung, die für den Sender wichtig ist. Ein Mensch für den die Beziehungsebene einer Nachricht wichtig ist, legt vielleicht zunächst gar keinen Wert auf den Austausch von Informationen auf der Sachebene. Die grundsätzliche Annahme, die hinter dem Kommunikationsquadrat steht lautet: Jede Nachricht hat immer vier Seiten. Ein persönlicher Kommunikationsstil führt also dazu, dass eine Seite überbetont wird, und bedeutet nicht, dass eine, oder mehrere Seiten komplett wegfallen. Außerdem ist wichtig: Kommunikation ist immer abhängig vom Kontext. Ein persönlicher Kommunikationsstil ist also nie immer gleich, sondern variiert in Abhängigkeiten vom Kontext und den Gesprächspartnern. Schulz von Thun hat ein Modell mit acht Gesprächsstilen entwickelt. Einen Überblick über diese Stile finden Sie in der Lektion Kommunikationsstile.