Ein junger Mann, gerade 30 Jahre alt, fährt in der Nacht jonglierend auf einem Einrad über die Gänge eines Bürogebäudes. Wahrscheinlich ist das die beste Methode, um auf neue Ideen zu kommen. Und diese Ideen sind reichlich verrückt: Eine Jongliermaschine, eine mechanische Maus, die sich in einem Labyrinth zurecht findet, und eine Maschine, die sich mit einer mechanischen Hand wieder ausschaltet, sobald man sie eingeschaltet hat.
Das Bürogebäude gehört zu den Entwicklungslaboren der Bell Telephone Laboratories, der junge Mann heißt Claude Elwood Shannon. Wir befinden uns im Jahr 1948. Die Aufgabe des Mathematikers und Elektrotechnikers ist es, die digitale Übertragung von Signalen weiterzuentwickeln. Er legt den Grundstein dafür, dass Signale ohne Informationsverlust wieder rekonstruiert werden können – eine Voraussetzung für rauschfreies Telefonieren.
Parallel dazu hat er gemeinsam mit Warren Weaver eine Theorie veröffentlicht, die unter anderem die Übermittlung von Informationen zwischen zwei Menschen beschreibt. Ganz Mathematiker beschreiben die beiden in ihrer Informationstheorie Kommunikation aus einer formalen Perspektive. Kommunikation findet statt, sobald Informationen fließen. Eine Information wird dazu vom Sender encodiert, also verschlüsselt, über einen Kommunikationskanal übertragen und muss dann vom Empfänger wieder decodiert, also entschlüsselt, werden. Die Kommunikationspartner haben dabei immer eine doppelte Funktion: Sie sind gleichzeitig Sender und Empfänger. Damit sich Sender und Empfänger verstehen, müssen sie den gleichen Code verwenden. Wenn der Sender englisch spricht, der Empfänger aber nur japanisch, kann keine Information ausgetauscht werden. Bei der Übertragung von Informationen kann es also zu Störungen kommen, z.B. wenn die Kommunikationspartner einen unterschiedlichen Code benutzen und deshalb die Encodierung bzw. Decodierung der Informationen nicht klappt.
In der Theorie von Shannon und Weaver geht es zunächst also nur um die eigentliche Information, die zwischen Sender und Empfänger ausgetauscht wird. Was eine Information für Sender und Empfänger bedeutet, oder welche Funktion sie für die beteiligten Kommunikationspartner hat, wird in dem Modell nicht berücksichtigt.
Die formale Betrachtung menschlicher Kommunikation mit den drei Bestandteilen Sender, Nachricht und Empfänger macht klar, wo es zu Störungen in der Kommunikation kommen kann: Wenn eine vom Sender encodierte Nachricht vom Empfänger nicht oder nicht richtig decodiert werden kann und umgekehrt.
Die Konversationsmaxime, die der Sprachphilosoph Herbert Paul Grice entwickelt hat, beschreiben Kommunikation als einen kooperativen Prozess. Immer wenn zwei oder mehr Kommunikationspartner miteinander kommunizieren, dann verfolgen sie grundsätzlich ein gemeinsames Ziel: Nachrichten sollen nachvollziehbar und bedeutungsvoll ausgetauscht werden. Dazu braucht es Rahmenbedingungen. Diese liegen als implizite Regeln oder Normen aller menschlicher Kommunikation zugrunde. Grice nennt diese Rahmenbedingungen Konversationsmaximen.
Die Konversationsmaxime von Grice lauten:
Der Begriff Kommunikation bezieht sich nicht nur auf die direkte, beidseitige Kommunikation zwischen Menschen. Auch ein Vortrag, eine Zeitung, eine Sendung im Radio oder Fernsehen, Werbung oder eine Internetseite können als Kommunikation bezeichnet werden. Bei einer Nachrichtensendung zum Beispiel kommuniziert ein Nachrichtensprecher mit einer Masse an Zuschauern. Auch hier finden sich die drei Elemente – Nachricht, Sender und Empfänger – wieder. Unterschieden werden kann also zwischen Massenkommunikation und Individualkommunikation. Bei der Massenkommunikation handelt es sich in der Regel um eine einseitige und medienbasierte Kommunikation (wenige Sender, viele, meistens heterogene Empfänger). Es besteht außerdem eine Distanz zwischen Sender und Empfänger. Bei der Individualkommunikation kommunizieren wenige Partner direkt miteinander. Sie wird auch interaktive oder individuelle Kommunikation genannt. Dabei sind alle Sender gleichzeitig auch Empfänger, die Kommunikation läuft in beide Richtungen. Deshalb wird manchmal auch zwischen one-to-one-Kommunikation (zwei kommunizieren miteinander) und one-to-many-Kommunikation (einer kommuniziert mit vielen) unterschieden. In dieser Einheit liegt der Schwerpunkt auf der Individualkommunikation.
medien-basiert oder direkt
Außerdem kann unterschieden werden, ob eine Nachricht im direkten Kontakt ausgetauscht wird oder ob technische Medien z.B. Telefon oder E-Mail genutzt werden. Die direkte Kommunikation wird auch face-to-face Kommunikation genannt. Hier haben die Gesprächspartner neben der Sprache auch körpersprachliche Ausdrucksmöglichkeiten zur Verfügung: Gesichtsausdruck, Körperhaltung, Gesten und Bewegungen. Diese non-verbale Kommunikation ist ein wesentlicher Teil menschlicher Kommunikation.
Bei medien-basierten Kommunikationsformen wird ein technisches Medium (z.B. Telefon) genutzt, um Nachrichten vom Sender zum Empfänger zu übertragen. Dabei spielt die computer-vermittelte Kommunikation eine immer größere Rolle. Neben der Kommunikation per E-Mail sind damit auch die Kommunikation per Chat (z.B. Facebook) oder Video-Chat (z.B. Skype) gemeint. Bei der medienbasierten Kommunikation sind non-verbale Ausdrucksmöglichkeiten in vielen Fällen eingeschränkt. Ich kann am Telefon Gesichtsausdruck und Körperhaltung meines Gesprächspartners nicht erkennen, und achte dafür umso genauer auf andere Signale, z.B. den Tonfall, die Sprechgeschwindigkeit, Atempausen oder Wortwahl. Außerdem gehen oft soziale Hinweisreize verloren, die ein Gespräch beeinflussen können, z.B. Informationen über Alter oder sozialen Status, Aussehen, Kleidung oder Schmuck. Diese Informationen beeinflussen das Gespräch und unser Kommunikationsverhalten dem Gesprächspartner gegenüber. Die medien-basierte Kommunikation wird deshalb oft als weniger reichhaltig bezeichnet: Die Anzahl der verfügbaren Kanäle, über die kommuniziert werden kann, ist im Vergleich zur direkten Kommunikation reduziert.
Das Internet bietet viele neue Möglichkeiten für Kommunikation und Interaktion, z.B. über Facebook, Wikipedia oder YouTube.