ich.move | Meine Wahrheit, Deine Wahrheit

  • Stellen Sie sich Ihr Traumschloss vor. Machen Sie sich ein Bild davon, achten Sie auf Geräusche, Gefühle, Gerüche, nehmen Sie es genau wahr. Beschreiben Sie mit wenigen Worten Ihr Traumschloss.
  • Fragen Sie jemand anderen, wie sein oder ihr Traumschloss aussieht.
  • Welche Unterschiede stellen Sie fest?
  • Was ist für Sie der wichtigste Bestandteil Ihres Schlosses?
  • Welche Rolle spielen bisherige Erlebnisse für Ihre Vorstellung?
  • Haben Sie sich ein Schloss vorgestellt, das es wirklich gibt?
  • Stellen Sie sich weitere Begriffe vor – konkrete Worte (Tisch, Stuhl, Auto) und abstrakte Worte (Urlaub, Liebe, Geduld).
  • Welche Vorstellungen entstehen bei abstrakten Begriffen?
  • Sehen Sie Bilder, hören Sie Geräusche, nehmen Sie Gefühle wahr?
  • Können Sie Ihre Vorstellung in Sprache fassen?

Sprache und Denken

Mit Hilfe der Sprache teilen wir also Bedeutung mit, wir tauschen uns über Erlebnisse, Meinungen und Gefühle aus. Dabei beeinflusst unsere Umwelt, in der wir leben, unsere Sprache, und unsere Sprache beeinflusst unser Denken. Die Kognitions- und Sprachwissenschaftlerin Lera Boroditsky macht das an einem Beispiel deutlich. Ein fünf Jahre altes Mädchen aus Pormpuraaw, einem Dorf der Aborigines in Nordaustralien, kann ohne Zögern bestimmen, in welcher Richtung Norden ist. Das können die wenigsten Menschen. Die Erklärung für die Kompetenz der Fünfjährigen liegt in der Sprache der Aborigines. Sie verwenden die vier Himmelsrichtungen statt Begriffen wie rechts und links, oben und unten, um die Lage von Objekten oder einen Weg zu beschreiben. Ähnliches lässt sich für die Vorstellung von Zeit beobachten: Für Europäer, die von links nach rechts schreiben, ist meistens die Vergangenheit links, die Zukunft rechts repräsentiert. In der arabischen Kultur ist das genau umgekehrt und die Ureinwohner Australiens denken von Osten (Vergangenheit) nach Westen (Zukunft).

Dieser ich.move zeigt: Die Vorstellung, die wir von etwas haben, ist individuell und ziemlich einzigartig. Sie hängt ab von unserer Umwelt, unseren bisherigen Erfahrungen und unserer Sprache. Diese Unterschiedlichkeit der einzelnen Wahrheiten ist eine Quelle für Missverständnisse und Kommunikationsschwierigkeiten. Darum wird es später noch gehen.