Meta-Modell der Sprache

Sprache und Beliefs hängen eng zusammen. Sprache eignet sich zum einen, um die eigenen Beliefs zu identifizieren. In der Art und Weise, wie Sie über die Welt denken und sprechen, werden Ihre Beliefs deutlich. Zum anderen ist Sprache ein mächtiges Werkzeug, um Beliefs zu verändern. Wie das geht, lesen Sie im ich.move Beliefs ärgern. Die Grundannahme ist, damit haben Sie sich schon in der Einheit Kommunikation lernen beschäftigt: Sprache ist die Übersetzung von inneren Prozessen nach Außen. Weil Sender und Empfänger über unterschiedliche Wirklichkeiten verfügen, muss, was ein Sender sagt, vom Empfänger übersetzt werden.

Die Informationstheorie beschreibt diesen Prozess als Enkodieren und Dekodieren. Es gibt zwei Ebenen der Sprache: Zum einen die Tiefenstruktur des Gesagten, die eigentliche Bedeutung eines Satzes mit den enthaltenen Informationen, zum anderen die Oberflächenstruktur, den gesprochenen Satz. Auf Grundlage der Oberflächenstruktur muss der Empfänger die Tiefenstruktur interpretieren, die Bedeutung des Satzes, das vom Sender Gemeinte verstehen. Sprache ist immer eine verkürzte Darstellung innerer Prozesse (Wahrnehmen, Denken, Fühlen), und nie eine vollständige Wiedergabe der Tiefenstruktur. Diese Transformation von Tiefen- zu Oberflächenstruktur ist ein komplexer Vorgang, bei dem viele unterschiedliche Prozesse eine Rolle spielen. Drei Prozesse sind wichtig, um Beliefs auf die Spur zu kommen: Generalisierung, Tilgung und Verzerrung. Diese Prozesse sind im Meta-Modell der Sprache (also ein Modell über das Modell der Sprache) zusammengefasst.

Verallgemeinerungen

Den Prozess der Verallgemeinerung bzw. Generalisierung habe ich Ihnen schon vorgestellt. Gemeint sind Sätze wie „Ich mache immer alles falsch!“ oder „Nie hörst du mir zu!“. Für diese Sätze gibt es bestimmte Schlüsselwörter.

  • Zum einen sind das Modalverben wie „können“, „müssen“, „sollen“ oder „dürfen“. Werden diese Verben verwendet, dann wird in der Regel etwas als notwendig beschrieben, oder die individuellen Wahlmöglichkeiten einer Person eingeschränkt, ohne zu begründen, warum.
  • Zum anderen sind Begriffe wie „immer“, „nie“, „keiner“ oder „niemand“ Schlüsselwörter, die auf Verallgemeinerungen hindeuten. Hierbei wird eine einzelne Erfahrung, z.B. eine erlebte Situation, oder das Verhalten einer Person als immer und überall geltend beschrieben.
  • Es gibt noch eine weitere Form der Verallgemeinerung, der sogenannte verlorene Performativ. Der Begriff Performativ stammt aus der Sprechakttheorie. Diese Theorie beschreibt Sprache nicht nur als Möglichkeit Sachverhalte zu beschreiben oder Aussagen zu machen, sondern auch als Möglichkeit, Handlungen (Akte) zu vollziehen. Im Satz: „Vorsicht bissiger Hund!“ steckt eine Handlung, nämlich das „Warnen“ oder „Abschrecken“. Bei einem expliziten Sprechakt („Ich glaube, dass es besser ist keine Gefühle zu zeigen.“) ist eindeutig, wer die handelnde Person ist. Bei einem impliziten Sprechakt („Es ist besser keine Gefühle zu zeigen.“) wird nicht sofort klar, wer die handelnde Person ist. Bei diesem verlorenen Performativ „geht die Person verloren“, die handelt oder ein Urteil formuliert. Das bedeutet: Es wird für den Zuhörenden weniger deutlich, wer die handelnde Person ist. Deshalb passiert es bei impliziten Sprechakten viel schneller, dass die Zuhörenden die Aussage als wahr ansehen und nicht hinterfragen.

Verzerrungen und Tilgungen

Verzerrungen deuten ebenfalls auf Beliefs hin. Hinweiswörter auf solche Verzerrungen sind Begriffe wie „weil“, „der Grund für“, „verursachen“, „Schuld sein“. Um eine Verzerrung handelt es sich, wenn ein kausaler Zusammenhang zwischen zwei Aspekten hergestellt wird, der nicht überprüft wird oder nicht überprüft werden kann.
Diese Verzerrungen erkennen Sie, wenn Sie

  • Zusammenhänge zwischen zwei Aspekten herstellen, die nicht nicht notwendigerweise bestehen („Ich bin schuld an seinem Tod.“ oder „Wegen mir fühlt sie sich schlecht.“ ),
  • Vermutungen über die Gedanken oder das Verhalten anderer Menschen äußern, die nicht überprüft sind („Mein Kollege kann mich nicht leiden“ oder „Er sollte mich verstehen.” oder „Er liebt mich nicht mehr, sonst würde er mal Blumen mitbringen“),
  • Vorannahmen machen, die im Gespräch nicht geklärt wurden („Du bist wie deine Mutter!“).

Tilgungen verzerren ebenfalls, indem sie

  • Informationen weglassen („Ich bin gescheitert!“),
  • unspezifischen Begriffe oder Nominalisierungen verwenden („Ich bin ein Loser!“)
  • oder die Bezugs- oder Vergleichsgröße nicht benennen („Ich bin einfach der Schlechteste!“).