Einen neuen Rahmen finden

In der Einheit Kommunikation habe ich Ihnen schon die Idee vorgestellt: Jeder Mensch konstruiert seine eigene Wirklichkeit. Die Ursachen, die ich für mein eigenes Verhalten und das Verhalten anderer Menschen annehme, sind immer subjektiv und vom jeweiligen Standpunkt abhängig. In Bezug auf andere Menschen ist das einleuchtend. Ich kann schließlich nicht wissen, ob das, was ich über den Anderen und sein Verhalten denke, tatsächlich wahr und richtig ist. Die gleiche Idee gilt aber auch für das eigene Verhalten. Die Frage, wie ich mein eigenes Verhalten bewerte und welche Ursachen ich dafür finde, hängt von meinem Standpunkt ab. Es geht um den Rahmen, den Sie verwenden, um Ihr eigenes Verhalten zu betrachten und zu bewerten. Denn: Sie haben die Möglichkeit, diesen Rahmen zu verändern.

Es gibt zwei Möglichkeiten, einen neuen Rahmen zu finden.

  • Ändern Sie den Kontext: Fast jedes Verhalten, ist in einem bestimmten Kontext sinnvoll. Problematisch wird es, wenn ein Verhalten in einem Kontext aufritt, zu dem es nicht passt. Wenn Sie z.B. ein ängstlicher Mensch sind, dann kann Sie das in gefährlichen Situationen dabei unterstützen, Gefahren zu erkennen und zu verhindern. Wenn Sie allerdings Angst haben, eine größere Strasse zu überqueren, dann schränkt Sie dieses Verhalten extrem ein, zumindest wenn Sie in einer größeren Stadt wohnen. Den Kontext ändern bedeutet also: Machen Sie sich klar, in welchem Kontext Ihr Verhalten sinnvoll und hilfreich ist, und in welchen nicht.
  • Ändern Sie die Bedeutung: Geben Sie dem Verhalten eine neue, passendere Bedeutung. Wenn Sie sich z.B. darüber ärgern, dass Sie sich in schwierigen Situationen nicht entscheiden können und alle Möglichkeiten ausführlich abwägen, dann könnte eine neue Bedeutung sein: Ich möchte sicher sein, dass ich mich richtig entscheide. Dieser neue Rahmen ändert Ihren Ärger und gibt Ihnen einen neuen Blick auf die Situation.

Den neuen Rahmen nutzen

Ich habe Ihnen zwei Möglichkeiten für einen neuen Rahmen vorstellt: Den Kontext ändern und die Bedeutung ändern. In Bezug auf eigene Beliefs kann Ihnen ein neuer Rahmen dabei helfen, mehr Entscheidungsfreiheit zu erlangen. Es geht zunächst darum, Alternativen zu probieren, das eigene Verhalten zu bewerten und zu erklären. Vielleicht erinnert Sie das an die Frage, ob ein Glas halb voll oder halb leer ist. Auch hier haben wir es mit einem Reframing zu tun, einer Änderung des Rahmens. Das Ziel eines neuen Rahmens ist aber nicht, vom Pessimisten zum Optimisten zu werden, oder die Welt trotz besseren Wissens durch eine rosarote Brille zu sehen. Es geht darum, sich selbst mehr Handlungsoptionen zu eröffnen.

Erinnern Sie sich an die drei Sätze, die ich an den Anfang gestellt habe (ich.notes Start auf der Seite 16)? Einer davon heißt: „Der Mensch verantwortet seine Werte, Ziele und Beliefs.“ Im ersten Schritt bedeutet das, die Verantwortung für die eigene Wahrnehmung zu übernehmen. Wenn Sie die Verantwortung für den Rahmen übernehmen, mit dem Sie Ihr Verhalten und das Verhalten anderer Menschen bewerten, dann entdecken Sie neue Möglichkeiten. Statt also einen Belief als immer und in allen Situationen störend zu beschreiben, kann die Veränderung des Kontextes dazu führen, zu einer differenzierteren Betrachtungsweise zu kommen. Vielleicht entdecken Sie dann sogar, was ein störender Belief für gute Seiten hat.