Menschen haben das Bedürfnis, das eigene Verhalten und das Verhalten anderer Menschen zu verstehen. Dafür müssen sie nach Ursachen suchen, die erklären, warum sie selbst oder jemand Anderes sich in einer bestimmten Art und Weise verhält. Für dieses Zuschreiben von Ursachen oder Erklärungen wird in der Psychologie der Begriff Kausalattribuierung oder Kauasalattribution verwendet: Menschen attribuieren also Ursachen von Verhalten, um sich selbst und die Welt um sie herum zu verstehen.
Der Begriff Attribution geht auf den Psychologen Fritz Heider zurück. Er beschreibt den Menschen als ‘Wissenschaftler’, der die Welt verstehen und erklären möchte, und deshalb für Beobachtungen in seiner Umwelt subjektive Erklärungen sucht. Ziel von Attributionen ist es, die Umwelt zu strukturieren, Ereignissen und Verhaltensweisen Bedeutung zu geben um sie vorhersagbar zu machen. Attributionen haben deshalb große Bedeutung für den Einzelnen. Um zu überleben, müssen Menschen den Zusammenhang zwischen Ursachen und Wirkungen einzelner Verhaltensweisen und den Konsequenzen, die sich daraus ergeben, verstehen.
Gleichzeitig können Attributionen zu Missverständnissen und Konflikten führen. Erinnern Sie sich an die Geschichte mit dem Ei, die ich Ihnen in der Einheit Kommunikation erzählt habe? Darin geht es um Paul, der das Verhalten von Paula folgendermaßen attribuiert: „Paula hat mich gestern auf dem Hausflur nur flüchtig gegrüßt. Deshalb mag sie mich bestimmt nicht.“ Es könnte sein, dass er damit recht hat. Es könnte aber auch ganz anders sein. Vielleicht hat Paula einen stressigen Tag vor sich, oder hat sich eben am Telefon mit jemandem gestritten. In diesem Fall ist die Attribution von Paul also möglicherweise verzerrt, er interpretiert das Verhalten von Paula, ohne dabei situative Einflüsse zu berücksichtigen. Das wird Attributionsfehler genannt.
Der Attributionsfehler besagt: In Bezug auf das Verhalten anderer Menschen, haben Sie die Tendenz, den Einfluss von Persönlichkeitseigenschaften, Einstellungen und Meinungen zu überschätzen. Dabei vernachlässigen Sie äußere Faktoren, z.B. den Einfluss der Situation. Ein Grund dafür ist, dass der Fokus Ihrer Aufmerksamkeit auf der handelnden Person liegt. Sie sind es gewohnt, auf die handelnde Person zu achten. Dazu kommt, dass situative Einflussfaktoren einem Beobachter von außen oft nicht bekannt sind. Da Sie nur die beobachtete Person beachten, liegt es nahe, auf deren Persönlichkeit, Einstellungen und Meinungen zu attribuieren.